Sieben-Punkte-Plan für den Deutschen (Profi)Teamsport

1.

Reform und Förderung des Leistungssportes

Eine Leistungssportreform aus der eine spürbare Entbürokratisierung von Strukturen und Prozessen bei der Vergabe sowie die Flexibilisierung von Fördermitteln resultiert – die (Team) Sportartenspezifika müssen hierbei konsequent mitgedacht und berücksichtigt werden.

2.

Sportstätteninfrastruktur

Einrichten eines verbindlichen und umfangreichen Investitionsplans für die kurz und mittelfristige Sanierung und den Neubau deutscher Sportstätten.

3.

Förderung des Frauen-Teamsports

Schulterschluss zwischen Politik und Sport zur langfristigen Förderung und Professionalisierung des Frauen-Teamsports, die bestehende Potenziale nachhaltig ausschöpft.

4.

Kohärentes und leistungsfähiges Bundesstützpunktesystem

Ein kohärentes und leistungsfähiges Bundesstützpunktesystem, das flächendeckend sowie (team)sportartenübergreifend optimale Trainings- und Umfeldbedingungen für Athletinnen und Athleten sowie insbesondere auch Teams schafft.

5.

Internationale Sportgroßveranstaltungen

Konsequente Umsetzung der Nationalen Strategie (Internationale) Sportgroßveranstaltungen – einhergehend mit einer notwendigen Anpassung der Fördersummen.

6.

Olympische und Paralympische Spiele

Unterstützung des Bundes sowie der Länder im Rahmen einer fortlaufenden Bewerbung um Olympische und Paralympische Spiele in Deutschland.

7.

Professionalisierung und Akademisierung der Trainerausbildung

Unterstützung des Bundes und der Länder bei der Professionalisierung und Akademisierung der Trainerausbildung, um Trainerinnen und Trainern eine langfristige Perspektive im deut schen Sport zu bieten.

(Team)Sportpolitik in der 21. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages


Das vorliegende Papier stellt die politischen Handlungsbedarfe dar, deren Berücksichti gung die fünf deutschen (Profi)Teamsportverbände für eine erfolgreiche Sportpolitik in der 21. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages als elementar erachten.


Sport ist eine politische Querschnittsaufgabe – dies beweist die vorliegende Themenviel falt einmal mehr. Umso wichtiger ist die konsequente ressortübergreifende Abstimmung auf Bundesebene sowie ein enger Austausch zwischen Sport, Bund, Ländern und Kommu nen. In diesem Zeichen stellt dieses Papier keine reine Momentaufnahme dar, sondern soll als Grundlage und Orientierung für eine langfristige Weichenstellung hinsichtlich einer erfolgreichen deutschen Sportpolitik in der 21. Legislaturperiode des Deutschen Bundes tages dienen.


Um sowohl die gesamte gesellschaftliche Kraft des Sports zu aktivieren als auch den Spit zen- und Leistungssport in Deutschland erfolgreicher zu machen, dürfen die unten auf geführten Themenbereiche nicht gesondert betrachtet werden, sondern sollen als sich gegenseitig bedingende Bausteine verstanden werden. Nur deren Verzahnung und eine jeweils angemessene Förderung und Weiterentwicklung dieser Bausteine, führt zu einem umfassend erfolgreichen (Team)Sportsystem in Deutschland.


Das vorliegende Papier legt den Schwerpunkt auf die für den (Profi)Teamsport drängends ten Herausforderungen. Mit Blick auf die Gesamtheit des organisierten Sports unterstützt Teamsport Deutschland die Kernforderungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) an die nächste Bundesregierung „MEHR SPORT. MEHR GEMEINSCHAFT. MEHR ZU KUNFT.“ vom 07. Dezember 20241 sowie die „FORDERUNGEN ZUR BUNDESTAGSWAHL 2025“ des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) vom 15. November 20242.


Als Teamsport Deutschland stehen wir der Bundesregierung und dem Parlament, wie auch den Bundesländern als Ansprechpartner mit unserer gesammelten Expertise zur Verfü gung. Teamsport Deutschland versteht sich als Plattform für den regelmäßigen und kons truktiven Austausch mit den Akteuren aus Sport, Politik und Wirtschaft und will damit die Nutzung von Synergiepotenzialen im Verbund der Mannschaftssportarten ermöglichen.


Über Teamsport Deutschland


Teamsport Deutschland (TSD) ist die Interessengemeinschaft der fünf größten deutschen Mannschaftssportverbände, die sich aktiv für die Verbesserung der sportlichen, politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der (Profi)Teamsportarten einsetzt.


Die in Teamsport Deutschland zusammengeschlossenen Verbände (Deutscher Basket ball Bund, Deutscher Eishockey-Bund, Deutscher Fußball-Bund, Deutscher Handballbund, Deutscher Hockey-Bund, Deutscher Volleyball-Verband) ermöglichen rund 9.300.000 Mit gliedern in 35.900 Vereinen mit rund 150.000 Mannschaften den organisierten Sport im Verbund3. Damit stellen wir fast ein Drittel aller Mitgliedschaften des DOSB mit steigender Tendenz. Insbesondere durch die regelmäßig in Deutschland stattfindenden internationa len Sportgroßveranstaltungen erzielen die TSD-Verbände überdurchschnittlich hohe Mit gliedergewinne.


Teamsportarten haben eine herausragende gesellschaftliche und identitätsstiftende Funk tion innerhalb des organisierten Sports und darüber hinaus als gesamtgesellschaftliches Phänomen. Teamsport schafft Vorbilder für jeden und vermittelt Werte wie Fairplay, Leis tungsbereitschaft, Teamgeist, fördert soziales Engagement und trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei. Die bisher erfolgreich geleistete Arbeit im sportlichen wie auch im gesellschaftlichen Bereich wollen wir weiterführen, weiterentwickeln und in Zukunft im Schulterschluss mit dem organisierten Sport und der Politik, weiter verbessern.

1. Reform und Förderung des Leistungssportes


Position


Teamsport Deutschland tritt dafür ein, die Spitzen- und Leistungssportförderung in einem Bundesgesetz zu verankern. Wir erhoffen uns dadurch eine langfristige Absicherung der Spitzen- und Leistungssportförderung, verbunden mit der Einrichtung einer weitgehend unabhängigen „Spitzensportagentur“. Im Ergebnis muss eine spürbare Reduzierung des bürokratischen Aufwandes und optimierte, digitalisierte Prozesse in der Fördermittelver gabe sowie eine Flexibilisierung des Fördermitteleinsatzes durch die Spitzenverbände stehen. Das Potenzialanalysesystem (Potas) sollte ergebnissoffen evaluiert werden. Eine Abschaffung oder ein Ersetzen der derzeitigen Systematik sollte geprüft werden. Damit einhergehend erwarten wir, dass die Reform des deutschen Spitzen- und Leistungssportes den Spezifika des (Profi)Teamsports Rechnung trägt und dass grundsätzlich in den zu künftigen (Förder)Konzepten im Spitzen- und Leistungssport konsequent das Prinzip der Beachtung der „Sportartenspezifika“ Einzug erhält.


Teamsport Deutschland fordert daher:


  • Erfolgsdefinition

    Eine der Reform / einem Sportfördergesetz vorangestellte Definition von sportlichem Erfolg sowie der Ziele des Spitzen- und Leistungssports als Grundlage für die zu künftige Regulierung auf Bundesebene. Dabei sollte im Sinne der Sportartenspezifika beachtet werden, dass im Teamsport beispielsweise nur zwei bzw. vier Olympische Medaillen gewonnen werden können (Frauen/Männer; Basketball zudem im 3x3 und Volleyball/Beachvolleyball) und die reine Medaillenzahl (im Medaillenspiegel) nicht den gesellschaftlichen Mehrwert des Teamsports widerspiegelt. Die gesellschaftliche Durchdringung, die TV-Quoten und vor allem die Anzahl der Medaillenträger und da mit Botschafter und Vorbilder des Spitzen- und Leistungssportes sind eine einmalige Besonderheit des Teamsports. Bei den Olympischen Spielen in Paris hat Deutschland insgesamt 109 Medaillenträger (-gewinner) hervorgebracht. 58 Medaillenträger kom men aus dem Teamsport, das entspricht 53,1 %.

  • Vielfalt der Sportarten und Disziplinen

    Im Gesetzgebungsverfahren in der 20. Legislaturperiode wurde zugrunde gelegt, dass sich die Sportförderung, neben der potenzial- und erfolgsorientierten Förderung, auch an dem Erhalt einer möglichst breiten Vielfalt an Sportarten und Disziplinen orientieren soll. Hier muss evaluiert werden, ob dies nicht zukünftige Förderkonzepte einengt und die ausgegebenen Medaillenziele ggf. konterkarieren könnte.

  • Finanzierungszusage des Bundes

    Eine feste Finanzierungszusage des Bundes für die Sportförderung sollte in einer zu künftigen gesetzlichen Regelung verankert werden.

  • Spitzen- und Leistungssportagentur

    Die Idee einer unabhängigen „Spitzensportagentur“ findet im Grundsatz unsere Un terstützung. Wir erwarten, dass eine solche Organisation tatsächlich unabhängig von Politik als auch vom organisierten Sport agieren kann und die Autonomie des Sports zugleich gewahrt wird. Zudem muss es das Ziel sein, mit neuen und insbesondere sportartenspezifischen Förderkonzepten den Spitzen- und Leistungssport zu inter nationaler Wettbewerbsfähigkeit und Spitzenleistungen zu befähigen. In diesem Zu sammenhang unterstreichen wir ausdrücklich die Maxime, dass die (Spitzensport) Förderung zukünftig konsequent an sportfachlichen Kriterien, die den Spezifika der jeweiligen Sportarten Rechnung trägt, ausgerichtet werden muss.

  • Sportartenspezifika

    Die Berücksichtigung der Spezifika der Teamsportarten und ihrer Wettkämpfe (bspw. Europa- und Weltmeisterschaften). Sowohl im Rahmen einer Spitzen- und Leistungs sportreform als auch in einem entsprechenden Bundesgesetz und der Besetzung von Gremien und Entscheidungsstrukturen (Sportagentur).

  • Fördermittelverwendung

    Eine Flexibilisierung der Fördermittelverwendung halten wir zukünftig für sachge recht. Im Sinne einer bürokratischen Optimierung, sollte die Förderlogik von einer projektbasierten auf eine konzeptionelle Förderung umgestellt werden und das Prin zip einer mehrjährigen Planungssicherheit Berücksichtigung finden.

  • Potenzialanalysesystem (Potas)

    Ergebnisoffene Evaluierung des derzeitigen Potenzialanalysesystems, die eine grundlegende Neuausrichtung des Mittelvergabekonzeptes und Evaluationsproze deres nicht ausschließt. Mindestziel muss die Einführung eigenständiger Potenzial analysesysteme für die jeweiligen Sportartengruppen, unter einer grundsätzlichen Beachtung der Sportartenspezifika – insbesondere einer klaren Differenzierung zwi schen Mannschaftsspielsport- und Individualsportarten – sein. Des Weiteren ist eine maximale Transparenz der entscheidenden KPIs vor der Vergabe der Förderhöhen essenziell. Um eine objektive Grundlage zu schaffen und subjektive Einflüsse zu ver meiden, sollte insbesondere sichergestellt werden, dass die Fördermittelanträge einer einheitlichen Bewertung unterliegen.


Erläuterung


Die Förderung des Spitzen- und Leistungssports obliegt der Zuständigkeit des Bundes. Die Bestrebungen den Spitzen- und Leistungssport und die Förderung dessen zu reformieren hat bereits im Jahr 2012 begonnen und ist ein bis dato fortlaufender Prozess. Bislang haben die Maßnahmen nicht in ausreichendem Maße zu einer allgemeinen Verbesserung des sportlichen Abschneidens geführt.


Der sportliche Erfolg sowie die internationale Wettbewerbsfähigkeit wirken als wichtige Katalysatoren, um die gesellschaftliche Bedeutung und Kraft des Sports zu entfalten. Fer ner trägt „Erfolg“ dazu bei (junge) Menschen für den Sport und den Eintritt in den Verein zu begeistern. Das Erreichen von sportlichen Erfolgen und das Ermöglichen von Höchst leistungen auf internationaler Ebene sollten die Ausgangspunkte für zukünftige Reform bestrebungen sein. Die Sportverbände sollten daher von der Bundesregierung unterstützt werden, ihrer Aufgabe, die Athletinnen und Athleten vom Nachwuchsbereich bis zum Spit zensport bzw. in die Nationalteams zu begleiten und zu entwickeln, bestmöglich nachzu kommen.


Deshalb vertreten wir die Ansicht, dass die in den letzten zwölf Jahren und auch zuletzt er arbeiteten Ansätze zur Optimierung der Förderung, der Reduzierung der Bürokratie sowie zu den grundsätzlichen Verbesserungen der Leistungssportstrukturen evaluiert und wei terentwickelt werden müssen.


Die Bemühung um eine gesetzliche und institutionelle Neuausrichtung der Spitzensport förderung sehen wir hierbei als richtigen Weg. Dieser muss jedoch die Charakteristika der Teamsportarten berücksichtigen und darf keine „one-size-fits-all“-Lösung zu erzwingen.


2. Sportstätteninfrastruktur


Position


Wir erwarten von der Bundesregierung das zeitnahe Einrichten eines verbindlichen und umfänglichen Investitionsplans für die kurz- und mittelfristige Sanierung und den Neubau deutscher Sportstätten. Hierbei muss der finanzielle Rahmen für die Sportstätteninfra struktur – in Abstimmung mit den Bundesländern – spürbar ausgeweitet werden. Es sollten über die nächsten zehn Jahre hinweg jährlich mindestens eine Milliarde Euro investiert werden, um den Sanierungs- und Investitionsstau bei der Sportstätteninfrastruktur mittel fristig aufzulösen. Weiterhin müssen Bund, Länder, Kommunen und private Betreiber von Sportstätten den ökologischen Umbau und die Dekarbonisierung der Sporteinrichtungen kontinuierlich vorantreiben.


Der Sport ist sich seiner ökologischen Verantwortung bewusst. Gleichwohl sollten Umwelt schutzauflagen aber mit Augenmaß ausgesprochen werden. Sie dürfen nicht dazu führen, dass die sportliche Betätigung spürbar eingeschränkt oder gar verhindert wird.


Teamsport Deutschland fordert daher:


  • Vormalige Förderprogramme sollen weitergeführt, optimiert und spürbar ausgewei tet, anstatt zurückgefahren werden.

  • Wiederaufnahme des Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten, mit einer finanziellen Ausstattung, die den tatsächlichen realen Bedarfen angemessen ist so wie die Aufstockung vormaliger Bundesprogramme wie dem „Bundesprogramm zur Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“ (SJK). Vereinseigene und „gedeckte“ sowie „ungedeckte“ Sportstätten müssen bei al len zukünftigen Investitionsprogrammen förderfähig sein.

  • Die vom Bund bereitgestellten Fördermittel sollten für gemeinnützige Vereine und Kommunen leicht zugänglich sein. Dazu sollten auch die Antragsvoraussetzungen vereinfacht und unnötige Bürokratie abgeschafft werden.

  • Strategische Strukturierung der Fördermittelvergabe in einer Art, die regionale und, durch wachsende Mitgliedszahlen, steigende Bedarfe berücksichtigt, um eine deutschlandweit kohärente sinnvolle Abdeckung mit Sportstätten zu garantieren.

  • Ein ganzheitliches und innovatives Sportstättenkonzept, in dem Länder und Kom munen gemeinsam prüfen, welche Räume/Gebäude als Sportstätten fungieren könnten.

  • Fertigstellung des Sportstättenatlas, sodass Investitionsbedarfe transparent ermit telt und öffentlich gemacht werden können.

  • Explizite Mitförderung des Neubaus von Sportstätten („nur“ Sanierung kann den Bedarf nicht decken).

  • Neue, innovative und nachhaltige Baukonzepte (z.B. auch für Eishallen) sollten in einer Bund-Länderarbeitsgruppe gemeinsam mit dem Sport und Fachleuten erarbei tet und umgesetzt werden.

  • Die Sportstätten in Deutschland müssen flächendeckend energetisch saniert wer den. Zudem sollte eine Modernisierung auch eine „Pandemie-/ Coronafestigkeit“ im Blick haben: z.B. moderne Belüftungsanlagen.

Erläuterung


Seit mehreren Jahren gibt es die Erkenntnis, dass die Sportstätteninfrastruktur in der Bun desrepublik in einem desolaten Zustand ist. Der DOSB hat bereits im Jahr 20184 einen In vestitionsstau von mehr als 31 Mrd. Euro ermittelt – es ist davon auszugehen, dass die tat sächlich benötigte Summe diese sogar übersteigen wird. Ob Sporthallen, insbesondere an Schulen, Schwimmbäder, Fußballplätze oder sonstige dem Sport dienende Einrichtungen – vielfach sind sie mehrere Jahrzehnte – 50 – 65 Jahre – alt und bedürfen der Renovierung und einer nach neuesten Standards durchgeführten Modernisierung. Dies gilt auch für vereinseigene Sportstätten und wiegt in Zeiten stetig steigender Mitgliedszahlen im (Team) Sport besonders schwer.


Gleichzeitig mehren sich im Klima- und Umweltbereich die Anforderungen an die Eigentü mer von Sportanlagen (siehe dazu auch „FORDERUNGEN ZUR BUNDESTAGSWAHL 2025“ des DFB2). Das betrifft beispielsweise den Einsatz von Photovoltaik oder moderner Lichttech nik. Auch die von der Europäischen Union vorangetriebene Diskussion über die Freisetzung von Mikroplastik ist ein aktuelles Thema, das insbesondere die Nutzung von Kunstrasen spielfeldern beeinflusst


Ferner führt eine ausreichende Anzahl sowie eine modernisierte und funktionierende Sportinfrastruktur dazu, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung für internationale Sport großveranstaltungen wie Olympische Spiele steigt und dass für mögliche Olympische Spie le erst recht keine neuen Sportstätten benötigt werden.


3. Förderung des Frauen Teamsports


Position


Teamsport Deutschland setzt sich aktiv für die Förderung des deutschen Frauen-Team sports ein. Der Frauen-Teamsport soll bis 2030 (1) sportlich und (2) finanziell verbessert sowie (3) die (Profi)Ligen messbar gestärkt (Nachwuchsabteilungen, Sportstätten, Trainer und Gehälter) und (4) in der Öffentlichkeit/medial deutlich sichtbarer (z.B. verstärkte Live Übertragungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk) werden. Für eine nachhaltige Stärkung des Frauen-Teamsports bedarf es der aktiven Unterstützung durch die Politik. Eine aus führliche Stellungnahme ist dem TSD-Positionspapier von März 2024 zu entnehmen; siehe (Sport)Ausschussdrucksache: 20(5)269, 13. März 2024.


Teamsport Deutschland fordert daher:


  • Flexibilisierung von Fördermitteln, die einen Abbau von bürokratischen Hürden und einen vielseitigeren Einsatz von Mitteln erlaubt.

  • Investitionen in verbesserte Trainerausbildung und Lehrgänge, als wichtige Grund lage zur langfristigen Leistungssteigerung sowie Mitgliedergewinnung.

  • Intensive Förderung von Sportgroßveranstaltungen der Frauen, wie Europa- oder Weltmeisterschaften, durch den Bund.

  • Einrichtung und Förderung von Bundes(nachwuchs)leistungszentren (siehe Kapitel 7).

Erläuterung


Noch immer werden die wirtschaftlichen Entwicklungs- und sportlichen Erfolgspotenziale, die der deutsche Frauen-Teamsport und sein Umfeld besitzt, nicht umfänglich ausgeschöpft und unzureichend spezifisch gefördert. Nach wie vor führt ein lückenhaftes Angebot sowie eine unzureichende Verzahnung von Jugend- und Leistungssport dazu, dass zu viele junge Talente keine Perspektive in einer Karriere im Frauen-Teamsport sehen. Vermarktungs- und Finanzierungspotenziale bleiben infolge mangelnder medialer Sichtbarkeit ungenutzt.


Die in Teamsport Deutschland zusammengeschlossenen Verbände haben sich aktiv der Förderung und Weiterentwicklung des Frauen-Teamsports verschrieben. Das Ziel ist es den Frauen-Teamsport zukünftig sportlich erfolgreich zu machen und wirtschaftlich, finanziell auf eigene Beine zu stellen. Zur erfolgreichen Umsetzung und Erreichung der oben ge nannten Ziele braucht es den Schulterschluss der Teamsportverbände mit der Politik auf Bundes- und Landesebene.


Gemeinsame Handlungsfelder ergeben sich in einer Vielzahl an Bereichen:


(1) In der Talent- und Spitzensportförderung und damit einhergehend der Weiterentwick lung der Nationalteams, im Erreichen internationaler Spitzenplatzierungen, um Vorbilder für junge Teamsportlerinnen zu schaffen, die ihren Idolen in den Nationaltrikots nacheifern wollen. Es braucht hier eine stärkere individuelle Förderung und Ausbildung von Spitzen sportlerinnen, um in die Weltspitze zu gelangen. Eine besondere finanzielle Anstrengung des Bundes ist hier erforderlich, da oftmals weder die Verbände noch die (Profi)Clubs derzeit die finanzielle Leistungskraft haben, um dies autark zu stemmen; (2) Der Förderung der Trainerinnen und Trainer sowie der Akademisierung ihrer Ausbildung, um Fachpersonal im deutschen Sport langfristig zu binden, sowie (3) der (finanziellen) Förderung und Durch führung internationaler Sportgroßveranstaltungen in Deutschland zur Steigerung der öffentlichen und gesellschaftlichen Wahrnehmung.


Mit einem entsprechenden Engagement und Einsatz ist die Politik, im Schulterschluss mit den Teamsportverbänden, in der Lage, die Professionalisierung des deutschen Frau en-Teamsports aktiv voranzutreiben und ihn für weitere Schlüsselakteure, wie potenzielle Sponsoringpartner aus der Wirtschaft und Programmverantwortliche der Medien attraktiv zu gestalten.


Denn nur durch eine gesteigerte Sichtbarkeit im eigenen Land, können Vorbilder für junge Teamsportlerinnen geschaffen werden, um junge Talente für den Sport zu faszinieren.

4. Kohärentes und leistungsfähiges Bundesstützpunktesystem


Position


Teamsport Deutschland betont die Notwendigkeit eines kohärenten und leistungsfähigen Gesamtstützpunktesystems, das optimale Trainings- und Umfeldbedingungen für Athle tinnen und Athleten sowie insbesondere auch Teams schaffen soll. Anspruch der Bundes regierung und des organisierten Sports muss es grundsätzlich sein, dass alle olympischen Sportverbände Bundesstützpunkte unterhalten können, um die erwähnten Trainingsbedin gungen im Zeichen einer optimalen Vorbereitung für bspw. Olympische Spiele flächende ckend zu gewährleisten. Die explizite Berücksichtigung des sportfachlichen Bedarfes muss hierbei im Mittelpunkt stehen.


Weiterhin muss unterschiedlichen Bedürfnissen von Männer- und Frauenkadern sowie von Nachwuchs- und Olympiakadern im Rahmen des Stützpunktesystems Rechnung getragen werden. Eine entsprechende Differenzierung im Rahmen der Ausgestaltung der Stützpunk te findet bislang nur auf unzureichender Basis statt. Hier bedarf es beispielsweise mit Blick auf Bundes(nachwuchs)leistungszentren für Mädchen und junge Frauen einer enor men Anstrengung von Politik und Sport. Eine Reduzierung der Gesamtzahl an Bundesstütz punkten darf dieser notwendigen Entwicklung nicht im Wege stehen – vielmehr müssen Bund, Länder und Kommunen eng mit den Verbänden zusammenarbeiten, um die noch bestehenden Lücken im Bundesstützpunktesystem zu schließen, anstatt das Bundesstützpunktsystem entgegen sportfachlichen Notwendigkeiten im Teamsport zwang haft zu reduzieren bzw. einen Aufbau neuer Strukturen zu behindern. Zuwendungs- und Förderentscheidungen des Bundes dürfen in diesem Zeichen nicht an eine Verknüpfung mit Landesmitteln für Bundesstützpunktstandorte gekoppelt sein.


Erläuterung


Die Zuständigkeit des Bundes liegt im Rahmen der Förderung des Stützpunktesystems im Leistungssport: Olympiakader (OK), Paralympicskader (PAK), Perspektivkader (PK) und Nachwuchskader 1 (NK 1). Die Länder sind derweil zuständig für den Nachwuchsleistungs sport im Nachwuchskader 2 (NK 2) und im Landeskader (LK).


Die abgebildete Tabelle zeigt die aktuell sehr lückenhaft gestaltete Bundesstützpunkt struktur der deutschen (Profi)Mannschaftssportverbände, (BSP = Bundesstützpunkt; BSP-N: Bundesstützpunkt Nachwuchs):


Verband BSP Männer BSP Frauen BSP-N Männer BSP-N Frauen
DBB - - 5 -
DEB 1 1 1 1
DFB* - - - -
DHaB - - - -
DVV - - 5 7
DHoB 5 5 5 5

Aus sportfachlicher Sicht sind die Teamsportverbände zu dem Ergebnis gekommen, dass der Aufbau einer strategischen Bundesstützpunktstruktur zur Entwicklung von Athletinnen und Athleten und damit verbunden für den zukünftigen Erfolg der Nationalteams von ho her Bedeutung ist.


Deshalb sollte im Sinne einer nachhaltigen Förderung deutscher Talente und mit Blick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit deutscher Teams, sowohl im Frauen- als auch Männerbereich, von den Nachwuchsteams bis hin zu den Olympiakadern das deutsche Bundesstützpunktesystem nicht quantitativ reduziert, sondern weiterentwickelt bzw. „re formiert“ werden.


Eine Reduzierung von Bundesstützpunkten ohne Bewusstsein für die aktuell noch beste henden Ergänzungsbedarfe des Systems würde hinsichtlich einer internationalen Konkur renz, welche die Förderung von Nachwuchstalenten zu großen Teilen prioritär behandelt, negative Folgen für das Abschneiden deutscher Teams bei int. Sportgroßveranstaltungen bedeuten. Das Ziel muss es also sein zu prüfen, wie die Bundesstützpunkte in Deutschland neu strukturiert und optimiert werden können. Es sollte darum gehen eine Struktur zu schaffen, die den tatsächlichen Bedarfen der Sportarten gerecht wird und dabei Sportarten – wie denen des (Profi)Teamsport – neue Wege zu gehen, ermöglicht wird.


Teamsport Deutschland erhofft sich daher ein Bewusstsein und entsprechende Unterstüt zung seitens des Bundes sowie der Länder hinsichtlich der Notwendigkeit einer Restruk turierung des Stützpunktesystems für eine flächendeckende Förderung – von deutschen Talenten bis hin zu den Leistungskadern.


5. Internationale Sportgroßveranstaltungen


Position


Grundsätzlich muss die Bundespolitik auch in der 21. Legislaturperiode den Wert von Sportgroßveranstaltungen in Deutschland anerkennen und entsprechend fördern.


Es braucht dazu eine konsequente Umsetzung und Weiterentwicklung der bereits vorlie genden Nationalen Strategie Sportgroßveranstaltungen. Insbesondere hinsichtlich eines ganzheitlichen Ansatzes, der ein hohes Niveau im Rahmen der Austragung von Sportgroß veranstaltungen in Deutschland garantiert und den Organisationsaufwand der austra genden Sportfachverbände gleichzeitig minimiert. Dazu gehört die Einrichtung einer Ser vice-Agentur (ggf. integriert in einer „Spitzensportagentur), die die Verbände in zentralen Handlungsfeldern der Austragung von Sportgroßveranstaltungen unterstützt, zum Beispiel:


  • Administration und Koordination eines Volunteer-Pools.

  • Überblick über Status und Verfügbarkeit von Sportstätten (Sportstättenatlas).

  • Verzahnung relevanter Strukturen des Bundes und der Länder (z.B. im Bereich Zu wendungsverfahren).

  • gemeinsame Nachhaltigkeits- und Mobilitätskonzepte

  • Wissenstransfer und Nutzung von Synergieeffekten.

Außerdem braucht es eine Anpassung der Fördersummen für Sportgroßveranstaltungen (SGV), die den realen wirtschaftlichen Gegebenheiten gerecht wird und sich gleichzeitig an der Größe der SGV orientiert:


  • Übergang von bisheriger Deckelung zu Kategorie-basierten Mindestfördersummen von SGV.

  • Besondere Berücksichtigung bislang vernachlässigter Förderbedarfe im Rahmen der SGV der Frauen.

  • Sofern eine Männer- und Frauen-Sportgroßveranstaltung simultan an einem Ort ausgetragen wird (bspw. Beachvolleyball-WM 2025), sollte eine doppelte Fördersum me ermöglicht werden – bislang werden entsprechende Zweifachturniere hinsicht lich der Fördersumme nur als eine Veranstaltung anerkannt, obwohl sie eine große Chance für die Sichtbarkeit des Frauen-Teamsports bieten.

  • Anrechnung des eigenen Personals als förderrelevante Ausgabe sollte in die Förder kriterien mit aufgenommen werden – derzeit werden Personalaufwände festange stellter Verbandsmitarbeiter nicht als förderrelevante Ausgabe anerkannt, während dieselben Leistungen bei einer externen Vergabe an Agenturen förderfähig sind. Dies führt dazu, dass externe Dritte gegenüber den Spitzensportverbänden begünstigt werden.

Erläuterung


Internationale Großveranstaltungen im Mannschaftssport wie Europa- und Weltmeis terschaften, aber auch vorolympische Turniere, haben einen besonderen Stellenwert in Deutschland: Sie begeistern Millionen von Menschen, vermitteln Gastfreundschaft, tragen zur Völkerverständigung bei und fördern das friedliche Miteinander und den sozialen Zusammenhalt. Die soziale und integrative Kraft des Sports, seine identitätsstiftende Funk tion und die Vermittlung von Toleranz, Respekt und Fairness kommen im Rahmen von internationalen Großveranstaltungen im Teamsport besonders zum Tragen. Zudem wirken internationale Turniere imagebildend für das Gastgeberland und die Gastgeberstadt. Fer ner wird die Entwicklung einer Sportart positiv unterstützt: Von steigenden Mitgliederzah len bis hin zum sportfachlichen Austausch auf Spitzensportebene profitieren die heimi schen Verbände.


Die Verbände von Teamsport Deutschland zeigen großen Einsatz, ihrem gegenüber der Politik selbstaufgelegten Versprechen nachzukommen und in den kommenden Jahren ein sportliches Großevent an das nächste zu reihen. In diesem Zeichen bemühen sich die Mannschaftssportverbände sowohl um die Austragung von Turnieren der Frauen als auch der Männer in Deutschland.


6. Olympische und Paralympische Spiele


Teamsport Deutschland und seine Verbände sprechen sich für eine fortlaufende Bewer bung Deutschlands für die Austragung von Olympischen und Paralympischen Sommerspie len aus. Den derzeitigen Bewerbungsprozesses des DOSB unterstützen wir ausdrücklich und begrüßen das Vorhaben einer Bewerbung um die Olympische und Paralympischen Sommerspiele 2040. In diesem Zuge fordern wir Bund und Länder auf, die Bewerbung des DOSB vollumfänglich zu stärken und zu fördern.

7. Professionalisierung und Akademisierung der Trainerausbildung


Position


Die Trainerausbildung muss in Deutschland professionalisiert und akademisiert werden. Die sportfachlichen Bemühungen der Verbände müssen hierbei durch eine bessere Finanz ausstattung seitens des Bundes sowie der Länder komplementär begleitet werden, um die Anhebung und Weiterentwicklung der Gehaltsstrukturen von Trainerinnen und Trainern zu ermöglichen. Nur so können unsere Trainerinnen und Trainer eine strukturelle Anerken nung erhalten, die ihnen eine langfristige Perspektive im deutschen Sport bietet.


Erläuterung


Der Trainerberuf wird immer komplexer und anspruchsvoller, nicht nur im sportfachlichen, sondern auch im pädagogisch-gesellschaftlichen Bereich. Es braucht zukünftig eine kon sequente Akademisierung der Trainerausbildung in Deutschland sowie Vergütungsmodel le, die den gewachsenen Aufgaben der Trainerinnen und Trainer gerecht werden. Es soll te gemeinsam mit den Bundesländern und Universitäten beispielsweise im Bereich der Sportwissenschaften eine Fokussierung auf die Trainerausbildung gelegt und eigene, auch internationale Studiengänge aufgesetzt werden. In diesem Zusammenhang ist darauf hin zuweisen, dass Trainer oftmals beispielsweise in den öffentlichen Dienst, an Schulen wech seln und nicht im organisierten Sport verbleiben. Daran anknüpfend braucht es eine bes sere und stetig angepasste Bundesförderung, um Trainer ihren Leistungen entsprechend zu bezahlen, sie im Sportsystem zu halten und den Beruf nachhaltig attraktiv gestalten zu können.


Die akademische Trainerausbildung sollte zudem international aufgestellt werden. Die Aus bildung bzw. das Gewinnen von internationalen Studenten steht im Interesse der Verbes serung der internationalen Sportbeziehungen Deutschlands. Der internationale Wissens transfer wird dadurch angeregt und die Qualität deutscher Trainer steigt; Menschen, die in Deutschland ausgebildet wurden, haben eine stärkere Bindung zur Bundesrepublik und dem Sportsystem; auch weniger starke Nationen würden von der Ausbildung in Deutsch land profitieren, was auf internationaler Ebene zu einer entsprechenden Fortentwicklung der jeweiligen Sportarten führen kann. Insbesondere im Rahmen einer Olympiabewerbung und der Ausrichtung von Olympischen Spielen, hat der Bereich akademische Traineraus bildung einen hohen Stellenwert und sollte den gesamten Prozess mitbegleiten.